Mein Fazit zur WM 2018

Die Fußball-Weltmeisterschaft fand gestern ihr Ende. In einem torreichen Endspiel sicherte sich Frankreich mit einem 4:2 gegen Kroatien seinen zweiten WM-Titel. Viele sagen, die WM 2018 war spielerisch eine schlechte WM und Frankreich habe unfaires Zeitspiel betrieben. Zu diesen Punkten und zur WM 2018 möchte ich hier meinen Senf dazugeben.

Die Franzosen waren vor diesem Turnier hochgehandelt. Großartige Einzelspieler und durchaus starke Defensivspieler haben die Franzosen. Sie haben so viele gute Spieler, dass sogar Spieler wie Martial oder Benzema zuhause bleiben mussten. Am Ende wurden sie Weltmeister und das meiner Ansicht auch, vollkommen zurecht. In Summe war Frankreich die beste Turnier-Mannschaft. Sie spielten selten schön, aber sehr effektiv. Und die Franzosen agierten auch als großartige Einheit. Jenes Einheitsgefühl hat den Franzosen in den vergangenen Turnieren (Mit Ausnahme von der Euro 2016) oft gefehlt. Trainer Deschamps hat es geschafft, aus diesen großartigen Einzelspielern eine eingeschworene Truppe zu machen. Die in diesem Turnier großartig aufspielenden Belgiern wiesen sie mit einer krassen Effektivität im Halbfinale in die Schranken. Die Belgier spielten einen tollen Fußball bei diesem Turnier. Doch in einem Spiel war es zu wenig. Und das ausgerechnet im Halbfinale. Doch man wird nicht Weltmeister nur mit Schön-Spielerei. Das merkten die Deutschen 2010 als sie Argentinien und England eindrucksvoll aus dem Turnier kegelten und dann an den effektiven Tikki-Takka-Spaniern scheiterten. Die Spanier gewannen all ihre Ko-Runden-Spiele mit 1:0. Ebenso das Finale (nach Verlängerung). Und da sag mal einer, es werden nur die schön spielenden Weltmeister. Auch 2014 rumpelte sich das deutsche Team ins Turnier. Nach einem krachenden Auftaktsieg gegen Portugal, einem 2:2 gegen Ghana und einem 1:0 gegen die USA, flog das DFB-Team im Achtelfinale gegen Algerien fast raus. Auch gegen Frankreich kam das DFB-Team weiter, weil vor allem Manuel Neuer, hielt es was zu halten gab. Erst im Halbfinale ließ Deutschland seine ganze Klasse aufblitzen und im WM-Finale in Rio, gab es viel Dramatik und in der Verlängerung dann nur noch Treten seitens der Argentinier. Das WM-Finale war zweifelsohne extrem spannend, aber auch keines mit allzu vielen spielerischen Highlights. Aber so wie es oft ist, wenn die Deutschen so spielen, ist das alles ok. Ist Deutschland raus und andere holen den Titel, neigt man schnell zu einer Doppel-Moral.

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Auch spielerisch wurde diese WM als sehr schwach bewertet. Ich habe jetzt nicht alle Spiele angesehen. Aber viele. Aber man kann nicht sagen, dass jedes Spiel ein Augenschmaus ist. Ebenso, dass jedes Spiel grottig war. Fußball ist letztlich immer noch ein Ergebnis-Sport. Der Zweck heiligt die Mittel. Auch das Turnier 2014 war nicht wesentlich besser oder schlechter, als dieses. Wenn Island gegen Kroatien spielt, kann man jetzt nicht erwarten, dass das Spiel 6:3 endet. Diese Leute, die behaupten das Turnier war spielerisch grottig, sollen sich mal Spiele in der Regionalliga oder in der 2. Liga ansehen. Da wird oftmals kampfbetonter Fußball gespielt. Selten schneller, toller Offensivfußball. Was daran liegt, dass die Vereine nicht die Mittel dazu haben sich die feinsten Techniker zu holen. Und weil dass man mit Kampf und Leidenschaft kompensiert wird. Deswegen ist die zweite Liga auch so unglaublich ausgeglichen. Und auch die Bundesliga-Spiele sind jetzt nicht für tollen Offensivfußball und Augenschmaus bekannt. Und wenn die Bayern, den HSV mit 5:1 abschießen hat das noch lange nicht mit einem tollen Fußballspiel zu tun. Aber vielleicht projizieren manche die Sehnsucht nach tollen Fußball auf die Weltmeisterschaft.

Es gab einige Spiele die Laune machten und gut zu schauen waren. Und viele Spiele lebten natürlich auch nur von der Spannung. Zum Beispiel als Behrami, Neymar jagte, deckte und trat. Am Ende spielten die Eidgenossen gegen Brasilien 1:1. Oder das 3:3 zwischen Portugal und Spanien. Das war auch ein Spiel mit vielen Toren. Aber auch kein Spiel dass so ein krasser spielerischer Leckerbissen war. Ein großes Highlight war Argentinien – Kroatien (0:3). Auch Belgiens 5:2 gegen Tunesien machte Spaß. Ich führe die Liste jetzt nicht ewig weiter. Aber mir würden noch einige gute Spiele einfallen. Es können auch nicht alle Spiele, von allerhöchsten Güte sein.

Und so sehr ich es gefeiert habe, das Kroatien ins WM-Finale bekommen ist, so sehr muss man auch betonen, dass die Kroaten auch nicht immer das offensive Feuerwerk abgebrannt haben. Gegen Dänemark und Russland mussten sie ins Elfmeterschießen. Gegen England setzte sich der kroatische Wille durch. Die Kroaten haben eine großartige Mannschaft und auch zeitweise tollen Fußball gespielt. Doch auch nicht immer überragend. Aber weil Kroatien die große Überraschung war, klammert man diesen Fakt gerne mal aus. Da sind doch alle Fan von Kampf-Fußball. Man muss nicht immer verstehen, was die Leute so schreiben und denken.

Das Ausscheiden Deutschlands hat mein Interesse am Turnier nicht vermindert. Ich verfolgte weiterhin gespannt die Spiele. Mit Schweden hatte ich sowieso mein Sympathie-Team. Mir hat die Weltmeisterschaft, Spaß gemacht. Und auch dieses Turnier schrieb wieder seine eigenen Geschichten: ein scheiterndes Deutschland, ein höchst politisches Spiel zwischen der Schweiz und Serbien, der schauspielernde Neymar, ein offensiv aufblitzendes und begeisterndes Belgien, Englands besiegtes Elfmeterschießen-Trauma, Islands Wunder-Remis gegen Argentinien, der erste Geheimfavorit der es im Finale landet und wieder einmal toll aufspielende Mannschaften aus Afrika, die trotzdem allesamt in der Vorrunde scheiterten.

Und nochmal zum Zeitspiel. Schaut euch mal Bundesliga-Spiele an, andere WM-Spiele usw. Das Zeitspiel ist keine Erfindung der Franzosen, sondern gehört leider zum normalen Ablauf eines Fußballspiels. Mich kotzt es auch an. Aber deswegen braucht man sich nicht so künstlich aufregen.

Es war eine tolle und auch spannende WM. Ich bin wirklich gespannt auf die WM in Katar. Aber nicht aus spielerischen Gründen.

 

Bilder: Pixaby

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