#FCISVW – Gästeblock-Interview: „Die Spieler müssen richtig Bock haben.“

Ein herzliches Moin meinerseits. Ich bin Nadine, 30 Jahre alt und seit ich denken kann, Werder Bremen Fan. Geboren in Bremen, aufgewachsen in Bayern. Ich hatte wahrlich keine einfache Schulzeit. Aber was soll ich sagen: ICH LIEBE DEN FUSSBALL und mein Herz schlägt Grün-Weiß. Das wird es ein Leben lang.  

Um den vielen Leuten zu zeigen, was es heißt, Werder Fan zu sein, im Gästeblock oder in der Ostkurve zu stehen, habe ich vor ca. 3,5 Jahren angefangen, meine Geschichten über Auswärtsfahrten aufzuschreiben. Diese – und meine Gedanken zu Fußball und Philosophie – kann man dann auf aufeinspiel.com lesen.    

Nach zwei chaotischen Jahren ist Werder Bremen nun nach langer Zeit wieder zweitklassig. Jetzt sind fünf Spiele gespielt und Werder steht auf Platz 7 mit 8 Punkten. Wie war wie ist die Stimmung gerade im Fanlager? 

Das ist wirklich schwer zu sagen. Klar, über das 3:0 gegen Rostock haben wir uns alle gefreut, es war aber auch eine lange Durststrecke. Der Heimsieg hat sehr lange auf sich warten lassen und nach der Pleite gegen Paderborn war uns spätestens klar, das wird kein Spaziergang durch die 2. Bundesliga. 

Dann kam dazu, dass viele Spieler den Verein verlassen haben und Frank Baumann es wieder spannend machte. Und Frank Baumann, das ist dann auch nochmal ein separates Thema, das viel Unmut mit sich brachte. Ich hoffe dennoch, dass die Stimmung jetzt bergauf geht – und bleibt, weil wir einer Mannschaft zusehen können, die wie der Phoenix aus der Asche steigt. Wenn vielleicht auch nicht sofort. 

Als 2017 der FCI das letzte Mal auf Bremen traf, schrammte Werder knapp am Europapokal vorbei. Vorletztes Jahr rettete man sich in der Relegation und stieg schließlich vergangene Saison ab. Ich möchte ja nicht in der Wunde herumstochern. Aber erkläre doch, für jemanden der Werder die letzten Jahre nicht so aufmerksam verfolgt hat, was denn schief gegangen ist. 

Da müssen wir einige Jahre zurückspulen. Es wurde, meiner Meinung nach, an zu wenig guten Spielern festgehalten. Mesut Özil, Diego, Kevin De Bruyne – alle hatten sie Ihre Durchreise über die Weser. Danach folgten ein paar Chaos-Käufe und oftmals schon das Pokal-Aus nach der 1. Runde. Ich möchte aber nicht alles auf die finanziellen Mittel schieben. Auch wir hatten viele Trainerwechsel und viel Unruhe im Kader. An einem Max Kruse hätte ich gerne noch weitere Jahre festgehalten, aber wir als Fans wissen oft nicht, was sich im Hintergrund abspielt. Nach Micoud und Diego und schließlich auch nach Max Kruse hat uns ein „wahrer 10er“ gefehlt, der den Ton angibt. 

Mit dem Geld „haushalten“, das konnten über die Jahre Vereine wie z. B. Freiburg besser als wir. Die ganzen Verletzungen darf man allerdings auch nicht unerwähnt lassen. Man konnte kaum von Woche zu Woche mit ein und demselben Kader planen. Auch hier ist die Unruhe ein großes Thema gewesen. Letztendlich kann man Werder die vergangenen Jahre mit einem schicken Oldtimer vergleichen. Es ging zwar immer ein Teil kaputt, aber danach konnten wir noch kilometerweit fahren. Bis letztes Jahr dann der Motorschaden dazukam. Alles in Summe ergibt die Lage, in der der SVW sich befindet. Wenn du dann keine Ideen und kein Geld mehr hast, muss man sich neu erfinden bzw. sich neu orientieren. In dieser Phase befindet sich Werder jetzt.

Viele Spieler haben Bremen verlassen z. B. Nikas Mosiander, Davie Selke, Milot Rashica, Johannes und Maximilian Eggestein, Kevin Möhwald, Josh Sargent um nur einige zu nennen. Ähnlich wieder FCI habt ihr recht spät noch auf dem Transfermarkt zugeschlagen und u. a. Marvin Duksch und Michtell Weiser verpflichtet. Damit habt ihr jetzt durchaus einen schlagfertigen Kader. Ist das ein Aufsteiger-Kader? 

Nein. Und das ist gar nicht pessimistisch, sondern viel mehr realistisch gemeint. Wir haben jetzt einen ordentlichen Dämpfer bekommen und müssen uns jetzt nach der K.o.-Runde aus der 1. Liga, neu orientieren. Dass das nicht von heute auf morgen geht, muss jedem klar sein. Gut Ding will Weile haben. Viele Spieler sind, wie du schon geschrieben hast, gegangen und da müssen die frei gewordenen Positionen erstmal neu besetzt werden. Jeder muss in seine neue Rolle finden und diese dann zu 100% mit Power und Herzblut ausfüllen. 

Dann will ich wieder den Werder-Fußball sehen, den ich kenne und auch im letzten Spiel gegen Rostock habe aufblitzen sehen. Die Spieler müssen richtig Bock haben – und wenn das alles dauerhaft passiert, werden wir es auch wieder schaffen, aufzusteigen und in der 1. Liga mitmischen. Das dauert so lange es dauert, aber ich lasse mich gerne positiv überraschen . 

Die Schanzer konnten nach der 6:1-Pleite in Darmstadt, gegen Nürnberg (0:0) und Sandhausen (2:0) endlich punkten. Welche Partie erwartest du am Samstag? Spaziergang oder eine harte Nummer?

Werder ist in guter Form. Wenn Sie die gleiche Leistung wie gegen Hansa Rostock abrufen können, denke ich, fahren wir die nächsten 3 wichtigen Punkte ein. Ich weiß aber auch aus vergangenen Spielen, dass Ingolstadt sehr unangenehm werden kann. Vielleicht sehen wir eine ähnlich nervenaufreibende Partie wie im April 2017. Hier war ich vor Ort und habe mal wieder am eigenen Leib erfahren, was Fußball emotional auslösen kann.

Hand auf die Raute? Dein Tipp für das Spiel? 

2:1 für die Grün-Weißen natürlich. 

 

Daten zum Gegner und zum Spiel

The trend is your friend. Sowohl der FCI, als auch Werder gehen mit einem Remis und einem Sieg aus den letzten beiden Spielen ins Spiel am Sonntag.

Der FCI steht nach fünf Partien mit 4 Punkten auf Platz 16. Werder reiht sich mit 8 Punkten auf Platz 7 ab. Die Aufstiegsplätze hat Werder aber fest im Blick. 

Werder gehört zu den Schwergewichten des deutschen Fußballs. Bremen gewann viermal die Deutsche Meisterschaft (zuletzt 2004) und sechsmal den DFB-Pokal. 1992 gewann Werder den Europapokal der Pokalsieger und stand 2009 als letzte deutsche Mannschaft im Finale des UEFA-Cups (jetzt Europa League). 

Werder Bremen führt die ewige Tabelle der 1. Bundesliga an. 

  

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