Gästeblock #FCIFCE: „Ich hoffe dass, sich Merlin Röhl langfristig durchsetzen kann.“

Am Montag versucht der FCI mal wieder an der Mission: 2. Hauptrunde im DFB-Pokal erreichen. Vor dem Spiel habe ich im Gästeblock mit Martin vom Aue-Podcast besprochen.

Der Gesprächspartner:

Martin van Elten, 29 Jahre, Politikwissenschaftler (tätig an einem IT-Institut), habe zusammen mit Thomas Otto und Tobias Düsterdick letztes Jahr den Auepodcast gestartet

Servus Martin, am Montag treffen die Schanzer zuhause auf Erzgebirge Aue im DFB-Pokal. Aue weist eine ähnlich schlechte Pokal-Bilanz wie der FCI auf. Seit 2000/2001 (2009/2010 nahm man nicht teil) erreichte Aue nur einmal das Achtelfinale (2015/2016) und scheiterte ansonsten in der ersten oder zweiten Hauptrunde. Ist dabei sein alles?

Es stimmt, dass Aue eine schlechte DFB-Pokalbilanz hat. Gerade gegen kleinere Team hat sich Erzgebirge Aue schon mehrmals blamiert und ihnen zu Ruhm im DFB-Pokal verholfen, wie letztes Jahr dem SSV Ulm 1846. Gegen größere Gegner wie Eintracht Frankfurt war man dagegen zweimal erfolgreich und auch gegen den FC Bayern schnupperte man im Jahr 2005 an einer Sensation. Damals verlor man nur mit 0:1.

Das Pokalaus im Achtelfinale 2015/2016 gegen den 1. FC Heidenheim war besonders schmerzhaft, nachdem man als Drittligist zuvor Zweitligist Greuther Fürth und Bundesligist Eintracht Frankfurt rausgehauen hatte.

Ähnlich ärgerlich war das frühe Pokalaus gegen die Schanzer ein Jahr später. Das war ein Abendspiel an einem schönen, warmen Sommertag. Ich musste nach 90 Minuten los und habe die Verlängerung und das Elfmeterschießen verpasst, weil ich sonst den letzten Zug aus Aue zurück nicht bekommen hätte. 

Dennoch ist Aue auch eine Pokalmannschaft. Den FDGB-Pokal konnte die Wismut im Jahr 1955 gewinnen und stand 1959 ein weiteres Mal im Finale. Außerdem war Aue die erste DDR-Mannschaft im Europapokal der Landesmeister.

Mit Pascal Testroet und Florian Krüger hat Aue zwei wichtige Torjäger verloren. Beide erzielten zusammen 23 Tore, ein herber Verlust. Mit welchen Gefühlen gehst du in die neue Saison? Und welche Erwartungshaltung gibt es in Aue an die Mannschaft?

Natürlich ist der Verlust von Paco Testroet und Florian Krüger schmerzhaft. Das Sturmduo von dieser Qualität hat uns mit seinen Toren zuletzt zwei tabellarisch sehr entspannte Saisons mit frühzeitigen Klassenerhalt ermöglicht. Es war klar, dass ein U21-Nationalspieler wie Florian Krüger wohl kaum in Aue zu halten ist, obwohl er im Herbst 2020 seinen auslaufenden Vertrag noch verlängert hatte. Das erklärt sicherlich auch die kolportierte, niedrige Ablösesumme von rund einer Million Euro. Der Abgang von Paco hat mich zunächst überrascht, ich finde diesen aber folgerichtig.

Einige Spieler der letzten Saison waren seit dem Abstieg 2015 in Aue. Die Mannschaft bestand über mehrere Jahre aus einem festen Stamm an Spielern. In Aue wurde die Verjüngung der Mannschaft jahrelang verschlafen, deshalb muss der Umbruch jetzt umso härter sein. Ich bin froh, dass der Umbruch endlich angegangen wurde. Die Argumentation, dass Pascal Testroet mit seinem Alter und seiner mangelnden Geschwindigkeit nicht in das neue System passt, überzeugt mich. 

Ihr seid mit zwei torlosen Remis in die Saison gestartet, während der FCI zwei Niederlagen kassierte. Damit spielen die torlosen gegen die sieglosen. Was für ein Spiel erwartest du am Montag?

Es ist klar, dass so ein großer Umbruch wie in Aue Zeit braucht und in den ersten beiden Spielen noch nicht alles gepasst hat. Der neue Trainer Aljoscha Shpilevski hat auch zuletzt in einem Interview erklärt, dass die Vorbereitung zu kurz war und ihm 2-3 Wochen gefehlt haben. Ich fand das, was die Mannschaft gegen Nürnberg und St. Pauli gezeigt hat, sehr ansehnlich und sehe, dass sich das zu einem attraktiven Offensivfußball entwickeln kann. Kein Vergleich zu dem Mauerfußball unter Dirk Schuster zuvor. Taktisch hat Shpilevski mit einem 3-3-3-1 und einem 3-4-1-2 auch schon zwei verschiedene Formaten ausprobiert. Mit Omar Sijaric (kam von Türkgücü München), Nicolas Kühn (kam vom FC Bayern München) und Soufiane Messeguem (kam vom VfL Wolfsburg II) wurden gleich mehrere sehr junge Flügelstürmer aufgestellt. Ben Zolinski wirkte auf seiner neuen Position als Mittelstürmer glücklos. Insgesamt war Aue oft bemüht, es mangelte aber am Abschluss der gut herausgespielten Chancen. Auf den Außenverteidigerpositionen gibt es mit Anthony Barylla und Dirk Carlson ebenfalls zwei neue, jüngere Spieler. 

Optimistisch macht mich, dass mit Babacar Gueye vom Karlsruher SC ein neuer Mittelstürmer verpflichtet wurde. Ich hoffe, dass er die Sturmflaute und Abschlussschwäche beendet.

Das letzte Heimspiel gegen Aue entschied der FCI mit 3:2 für sich. Bild: Roland Geier

Der FCI ist nach zwei Drittliga-Jahren und drei Relegationen in Folge zurück in der 2. Bundesliga. Wie hast du die Schanzer verfolgt und wie siehst du unser Team in dieser Saison in der Super League?

Nominell sind die Schanzer sicherlich schlechter als bei ihrer letzten Zweitligazugehörigkeit. Das Team hat viele jüngere Spieler, die sich in der Zweiten Liga noch beweisen müssen. Die Relegationsspiele habe ich alle gesehen. Der Abstieg ausgerechnet gegen eure Freunde aus Wehen war ärgerlich, die Relegation gegen den Club einfach nur dumm und der Aufstieg gegen Osnabrück absolut verdient. 

Ich denke, dass es für die Schanzer diese Saison nur um den Klassenerhalt gehen kann.

Weil ich in Potsdam wohne und auch häufiger beim SV Babelsberg bin, schaue ich besonders auf Merlin Röhl und hoffe, dass er sich in der Zweiten Liga langfristig durchsetzen kann.

In den letzten drei Spielzeiten belegte Aue die Plätze 14, 7 und 12. Wo soll die Entwicklung in dieser Saison hinführen. Wohin möchtet ihr euch mittelfristig hin entwickeln?

Ich wünsche mir schon länger, dass man in Aue von seiner Ambitionslosigkeit wegkommt. Es wird sich viel zu schnell mit dem Klassenerhalt zufrieden gegeben und tiefgestapelt, obwohl Aue seit Jahren ein etablierter Zweitligist ist. Aktuell ist Aue auch der Verein aus dem  Osten mit den meisten Zweitligaspielen.

Diese Saison ist eine Wundertüte. Gelingt der Umbruch, landen wir wieder im Mittelfeld, wenn es schlecht läuft spielt Aue aber nur gegen den Abstieg. Ich hoffe, dass Aue diese Saison die Klasse hält und mittelfristig die obere Tabellenhälfte als Ziel ausgibt. 

Was ist dein Tipp für das Spiel am Montag?

Aue tut sich vor allem gegen schwächere Gegner im Pokal, weniger gegen stärkere Team. Die Schanzer sind ein gleichwertiges Team, das als Heimteam das Spiel machen wird. Ich hoffe auf einen 2:1-Auswärtssieg der Veilchen.

Die Bilanz gegen Erzgebirge Aue

17-mal trafen bisher die Schanzer auf Aue. Dabei gewann der FCI fünfmal, viermal verlor man. Achtmal trennten sich beide Teams Remis. 

Das letzte Spiel zuhause gewann der FCI mit 3:2 (4. Spieltag, Saison 2018/2019). Die Tore erzielten damals: Röcher, Testroet, Lezcano, Benschop und Nazarov. 

Der letzte Auswärtssieg gelang Erzgebirge Aue am ersten Spieltag der Saison 2013 / 2014. Doppel-Torschütze Sylvestr sorgte für den 2:1-Sieg. 

Die torreichste Partie fand im Dezember 2009 im ESV-Stadion statt. Der FCI gewann bei eisigen -18 Grad mit 5:1. Die Tore erzielten: Buchner, Hartmann (2) und Leitl (2). Den Ehrentreffer für die Gäste erzielte Agyemang. Aue stieg als Tabellenzweiter in die 2. Bundesliga auf. Der FCI nahm den Umweg über die Relegation gegen Hansa Rostock. 

Im DFB-Pokal trafen beide Teams bisher einmal aufeinander (Saison 2016/2017). Als Bundesligist gastierten die Schanzer bei Zweitligist-Aue. Nach 120 Minuten fielen keine Tore, also entschied das Elfmeterschießen (8:7). Der FCI flog dann in der 2. Hauptrunde gegen Eintracht Frankfurt raus (0:0 n. V. / 4:1 im Elfmeterschießen)

Daten zu Erzgebirge Aue

Seit 1993 heißt der Verein FC Erzgebirge Aue. Zuvor hieß der Klub FC Wismut Aue. Der Ruf „Wismut“ hallt noch heute durch das Erzgebirgsstadion. 

Die beste Zweitliga-Platzierung erzielte Aue in der Saison 2010/2011 mit dem fünften Platz. Vom 7. bis 16. Spieltag lag Aue auf einem Aufstiegsplatz.

Aue geht in seine 16. Zweitliga-Saison. Aue ist dreifacher DDR-Meister (1956, 1957, 1959) und gewann 1955 den FDGB-Pokal.

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